Sonntag, 20. März 2011

Stricken statt sprühen

Dies ist eine Warnung an alle Sprayer: Zieht euch warm an! Denn ihr bekommt Konkurrenz in Form von Gestricktem. Bald wird niemand mehr versuchen, eure kryptischen Pseudonyme an diversen Hauswänden zu entziffern. Denn alle werden nur noch Augen für bunte Fäden haben. Ja, stricken die eigentlich noch ganz richtig? Und wie:


Guerilla Knitting heißt die Mission der zumeist weiblichen „Kämpfer“, das Stadtbild zu verschönern. Ja, verschönern und nicht verschandeln. Letzteres wird den Graffities ja häufig unterstellt. Alles eine Frage des Geschmacks. Und eine Frage der Motivation. Während Sprüh-Graffities oft politisch sind, sollen Strick-Graffities lediglich Farbe ins Straßenbild zaubern. Oder? Bilder wie dieses jedenfalls lassen doch das eine oder andere politische Statement erkennen:








Und tatsächlich wollen sich nicht alle Künstler(innen) auf das Einkleiden von Laternenpfählen und Telefonhäuschen beschränken. Wie Die Zeit schreibt, verstehen sich die Anhänger des Craftivism „als antikapitalistisch, umweltschützend und mitunter auch als feministisch.“ „Knitting for Good“ oder „Political Change Stich by Stich“ betiteln sie ihre Ambitionen. Und die beschränken sich nicht nur auf den öffentlichen Raum. Alle Aktionen werden natürlich über Facebook und Twitter organisiert. Die Ergebnisse der Knit the City-Aktionen finden sich dann auf Flickr. Noch nie war Stricken cooler!      

Dienstag, 8. März 2011

Wer rettet die Karteileiche?

Ulrich Wickert kümmert sich um die Freiheit, Heinz Rudolf Kunze um Wunderkinder und Ursula von der Leyen um den Familiensinn. Auf www.wortpatenschaft.de kann sich jeder seinen Lieblingsbegriff heraussuchen und dann... ja, was eigentlich? Schützen? Vor dem Aussterben bewahren? Der „Drogeriemarkt“ ist sicher weder als Ort noch als Wort bedroht. Trotzdem hat er mit Rossmann einen liebevoll umsorgenden Paten. Ikea hält seine schützende Hand über die „Einrichtungskompetenz“ und BMW über ...nein, nicht „Fahrfreude“, sondern „Wertschöpfungsorientierung“. Aha.

Der große Sprachschützer Bastian Sick engagiert sich selbstverständlich auch. Am liebsten hätte er wahrscheinlich den Genitiv gerettet, aber da er sich für ein Wort entscheiden musste, wählte er das unscheinbare Reziprokpronomen „einander“.

Nun wollte auch ich gern zum Kreis der edlen Wortpaten gehören und ließ mir Vorschläge für noch freie Wörter unterbreiten. Leider konnte ich mich nicht zwischen „Sozialabgabenquote“, „Sommerfrüh“ und „Bundestrojaner“ entscheiden. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach wirklich schützenswerten Begriffen. Ich wurde fündig unter www.bedrohte-woerter.de.

Neben technisch Überholtem wie Abspielgerät oder Bandsalat findet sich hier auch kulinarisch Gestriges wie Brause, Broiler und Muckefuck. Klar, wer wird in Zukunft schon noch verstehen, dass für Pfennigfuchser selbst Ladenhüter kein Pappenstiel sind? Für die Piefkes und Hupfdohlen künftiger Generationen ist das doch nur urster Kokolores. Schon traurig, dass immer weniger Haudegen und Halunken auf dem Drahtesel Fersengeld geben und dabei einem Fräuleinwunder hinterher pfeifen. Welch Schindluder doch mit unserem schönen bildreichen Wortschatz getrieben wird! Jemand sollte sie schützen, die Karteileichen, Blumenkinder und Backfische unserer Sprache. Oder übertreibe ich? Alles dufte? Ach, alles Mumpitz!

Mittwoch, 2. März 2011

Fünf vor zwölf

Was würdest du tun, wenn du nur noch fünf Minuten zu leben hättest? Eine spannende Frage. Mindestens ebenso spannend allerdings: Warum sollten mir von jetzt auf gleich nur noch fünf Minuten bleiben? Seht selbst: